Die Geheimnisse der Welt
Der elfjährige Michael Murray lebt mit Eltern und Großmutter auf einer kleinen schottischen Insel. Der Vater ist arbeitslos, die Mutter hat gerade eine Ausbildung begonnen. Eines Tages kommt die Mutter verletzt nach Hause, sie ist von einem Unbekannten vergewaltigt worden. Zwischen dem schmerzhaften Erleben, der Scham und der Entscheidung, ob sie Anzeige erstatten soll, streiten die Erwachsenen und versuchen, Michael zu schonen und ihm das Geschehene zu verheimlichen. Michael macht sich daher seinen eigenen Reim darauf.. Seine Fragen werden nur unzureichend beantwortet und auch mit seinen ersten pubertären Erfahrungen ist er allein. - Lisa O'Donnell ist es gelungen, das Geschehen aus der Sicht eines Elfjährigen lebendig und mit feiner Situationskomik zu schildern. Sie macht es der Leserin leicht, sich in die von Unkenntnis und Misstrauen, Ängsten und Zuneigung getragenen Handlungen der Akteure einzufühlen und dabei doch distanzierte Beobachterin zu bleiben. Was das Buch wertvoll und lesenswert macht ist, dass es trotz des schwierigen Themas leicht lesbar bleibt und am Ende die Verbundenheit der Menschen mehr zählt als alles andere. Ein hoffnungsvolles Buch. Sehr zu empfehlen. (Übers.: Stefanie Jacobs)
Christiane Raeder
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Geheimnisse der Welt
Lisa O'Donnell
DuMont (2016)
254, XV. S.
kt.