Zwei am Meer
Zur Beerdigung ihres Sohnes in einem kleinen Ort in der Normandie hat die 81-jährige Camille ihre Ex-Schwiegertochter eingeladen, mit der sie sich immer gut verstanden hat. Die erfolgreiche Juristin Isabelle ist nach einem Burnout orientierungslos und voller Selbstzweifel. Sie schlägt der trauernden und einsamen Camille vor, gemeinsam auf Reise zu gehen, und zwar durch die Normandie und bis in die Bretagne, aus der Camille stammt und wohin sie vielleicht zurück will. Beide Frauen beschließen, eine "Auszeit von der Realität zu nehmen". Camille will noch etwas erleben, will sich "auf die schönen Seiten des Lebens konzentrieren". Doch immer wieder überkommen sie die Erinnerungen. Isabelle wiederum bekommt unterwegs "Lust ..., Neues zu erkunden". Sie kommen sich näher und vertrauen einander Probleme und Wünsche an, so Isabelles Wunsch, kinderlos zu bleiben, und die damit verbundene fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft. Camille ihrerseits hat nach dem Besuch eines Konzerts "nicht mehr damit gerechnet, die Klassik noch … zu entdecken". In Camilles Heimatstadt in der Bretagne treffen beide eine Entscheidung, die beider Leben eine wichtige Wende gibt. Ein warmherziges Buch für schöne Sommertage voller positiver Anstöße, das viele nachdenkenswerte Sätze beinhaltet und Lust macht, ebenfalls Normandie und Bretagne zu erkunden.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Zwei am Meer
Fanny André ; aus dem Französischen von Ingrid Ickler
DuMont (2022)
271 Seiten
fest geb.