Stefan Rott oder das Jahr der Entscheidung
"Stefan Rott oder Das Jahr der Erscheinung" erschien 1931 und war lange nicht mehr im Buchhandel greifbar. Nun ist der Roman von Max Brod in der verdienstvollen Werkausgabe des Wallstein Verlags neu herausgekommen, herausgegeben von den Germanisten
Hans-Gerd Koch und Hans Dieter Zimmermann. Erzählt wird die Geschichte des Gymnasiasten Stefan Rott, der in der bürgerlichen Vorkriegsgesellschaft Prags aufwächst, Kontakte zu anarchistischen Kreisen unterhält und sich in die Mutter eines Klassenkameraden verliebt. Diese - am Ende unglückliche - Liaison wird umstellt von politischen, philosophischen und religiösen Gesprächen (vor allem die mit einem milden, weisen Religionslehrer und mit einem unheimlich wirkenden Advokaten). Die Geschichte endet mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der eine unvorbereitete und überforderte Generation trifft. Mag auch der schon von Brod selbst forcierte Vergleich seines Romans mit Thomas Manns "Zauberberg" etwas zu viel des Guten sein - so liegt doch mit "Stefan Rott" eine lesenswerte, etwas melancholisch daherkommende Geschichte aus dem gutbürgerlichen Vorkriegseuropa vor. Empfehlenswert für größere Bestände.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.

Stefan Rott oder das Jahr der Entscheidung
Max Brod
Wallstein (2014)
Ausgewählte Werke
562 S.
fest geb.