Ehern

Ida reiste alleine oder mit Freundin durch die Welt. Nebenbei studierte sie Kunst, arbeitete in Kenia und teilweise als Deutschlehrerin in Indonesien. Sie hat eine Reihe flüchtiger Beziehungen. Bei Antoine, der wohl geschieden ist und zwei Töchter Ehern hat, scheint es etwas ernster zu sein. Immer wieder erinnert sie sich an eigenartige Situationen, bei denen man in der Familie über die Kriegs- und Nachkriegszeit gesprochen hat. Um den Hof in Niederbayern während des Fronteinsatzes der Männer im Zweiten Weltkrieg weiter betreiben zu können, bekam man französische Kriegsgefangene zugeteilt. Weil Anna, eine der Töchter, angeblich auf die Avancen von einem einging, wird sie, anscheinend verraten von ihrer eigenen Schwester, vor Gericht gestellt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Damals wusste jedoch niemand, dass eben diese Schwester ein so inniges Liebesverhältnis mit dem gleichen Mann hatte, dass der sie nach dem Krieg sogar heiraten wollte. Ida lassen diese hinter vorgehaltener Hand erzählten Geschichten keine Ruhe. Sie beginnt Fragen zu stellen und bekommt von einer Tante alte Briefe des französischen Liebhabers an ihre inzwischen verstorbene Großmutter zugeschickt. In ihnen wird deutlich, wie abweisend und kalt man damals mit Gefühlen umging, die, auch um den Erhalt eines Hofes willen, nicht ins bäuerliche Denken passten. - Ein Roman, der ungeklärte familiäre Verstrickungen, zeitgeschichtliche Hintergründe und das intensive Suchen einer jungen Frau nach Identität zum Thema hat. Zu empfehlen.

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ehern

Ehern

Luise Maier
Wallstein Verlag (2023)

166 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751625
ISBN 978-3-8353-5403-6
9783835354036
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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