Die Frau am Fenster

1818 heiratet die 20 Jahre jüngere Dresdenerin Caroline Bommer den 44-jährigen Maler Caspar David Friedrich. Viel Zuneigung und Verständnis bringt die junge Ehefrau dem eigenbrötlerischen Maler entgegen. Die Hochzeitsreise in dessen pommersche Die Frau am Fenster Heimat und auf Rügen bringt ihr die nördliche Welt und die Herkunftsfamilie Friedrichs nahe. Wo der große Erfolg und die ersehnte ordentliche Akademie-Professur für Friedrich ausbleiben, ihn zudem ab 1835 Schlaganfälle niederdrücken, erlebt Caroline in den letzten Lebensjahren ihres Mannes einen launischen, depressiv gestimmten Künstler, der sie wenig an seinem Inneren teilhaben lässt, weshalb sie auch schon mal in (rein gedankliche) Versuchung gerät, sich von jüngeren, lebendigeren Malerkollegen verführen zu lassen. Die Kunsthistorikerin Birgit Poppe zeichnet das Bild einer braven, ergebenen Hausfrau im Schatten der Bilderwelt dieses Malers. Biografische und kunsthistorische Informationen zu Friedrich werden quasi als „Edutainment“ in den Roman eingeflochten und ein Nachwort erklärt zudem detailliert, wo die Autorin nun fiktiv und wo dokumentarisch gearbeitet hat. Ach, wäre die Fiktion nur ein wenig bunter ausgefallen und hätte die Auskleidung von Psychologie und Handlungsmomenten der Personen betrieben. So bleibt dieser Frauenroman doch sehr am Stereotyp, bis zum Anklang des Kitsches hin (etwa in der Szene der Hochzeitsnacht) hängen und leistet leider weder ein leib- und bluthaftes Porträt seiner Hauptfigur noch der Nebenfiguren. Auch die lokalhistorischen und milieuhaften Aspekte bleiben mehr als farblos (wo hat Caroline eingekauft? Was wurde den Malerfreunden aufgetischt, worüber geredet? Wie wurden die drei Kinder erzogen?). Die Autorin beschränkt sich nur zu oft auf linearen Erzählfluss und gut verständlichen Satzbau. Eine spannende Frauengeschichte ist dabei nicht entstanden und auch aus Werk und Leben des Malers werden keine Funken geschlagen, die über die bekannten Klischees hinausragen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Frau am Fenster

Die Frau am Fenster

Birgit Poppe
Gmeiner (2024)

282 Seiten
kt.

MedienNr.: 618577
ISBN 978-3-8392-0579-2
9783839205792
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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