Liebe ist gewaltig

Hinter deutschen Fassaden: Juli wächst mit ihren Brüdern in einer Vorzeigefamilie auf. Die Eltern sind Rechtsanwälte, die Villa und der Vorgarten proper. Doch der Vater neigt zu Gewalt und zeigt seiner Frau und den Kindern immer wieder handgreiflich, wenn etwas aus der Spur läuft. Die Kinder sind gut in der Schule, müssen die Klassenbesten sein, doch Selbstbewusstsein steht ihnen nicht zu. Er hat die Autorität – und sein Bruder (der Hausarzt der Familie) deckt all die Blutergüsse, Schürfwunden, etc. Und: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Die eigene Frau streitet die Exzesse des Vaters ab. Immer wieder begehrt Juli auf, die Brüder isolieren sich. Juli flüchtet in Videospiele und macht doch ein prima Abitur und studiert. Auf einem runden Geburtstag stellt Julis Bruder Bruno den Vater vor der Festgesellschaft bloß, doch der winkt nur ab! Doch auch gegen sich selbst ist Juli immer wieder gewalttätig, sie ritzt sich und macht sich selbst, ihre Leistungen und Persönlichkeit nieder. Auch ihre „Liebe ist gewaltig“ – mit ihrem Partner lebt sie inzwischen in der Schweiz, sie steht kurz vor der Promotion, die beiden haben ein Haus am Zürichsee vor Augen. Da verliert ihr Freund den Job und Juli zerstört ihn psychisch … Claudia Schumachers Roman ist verstörend und erschreckend authentisch, denn Gewalt ist allgegenwärtig und kommt in den besten Familien vor. Schauspielerin Inka Löwendorf trifft den richtigen Ton und liest rund sieben Stunden souverän. Eher etwas für größere Hörbuchbestände.