Gebranntes Kind sucht das Feuer

Geboren wurde Cordelia Edvardson im Jahr 1929 als uneheliche Tochter von Elisabeth Langgässer. Diese war mit ihren Schriften über die Auseinandersetzung von Christen- und Judentum sehr bekannt. Langgässer war katholisch, ihr Vater kam aus einer jüdischen Familie. Auch Cordelias Vater war Jude. Wie in einer Reportage erzählt Cordelia Edvardson in neutralem und unpersönlichem Ton von ihrer Kindheit und Jugend, davon, wie sie stets den Makel des „nicht richtig-Seins“ empfand. Zunehmend wird das junge Mädchen nach 1933 wegen seiner Abstammung ausgegrenzt, darf nicht mehr an schulischen und gesellschaftlichen Aktivitäten teilnehmen. Die Eltern können oder wollen sie nicht wirklich schützen, deshalb erfolgt 1943 die Deportation in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz. Cordelia überlebt die Lager, landet nach dem Krieg durch die Rettungsaktion „Weiße Busse“ in Schweden. Hier wird sie von einer Familie aufgenommen und lebt bis zu ihrem Tod 2012 fast ununterbrochen in Schweden. Der reportageartige Stil der Autorin ist sehr eindringlich, wird dadurch nicht nur der Wahnsinn der Nazi-Ideologie glasklar geschildert, sondern auch die sehr befremdliche Hilflosigkeit der Mutter, die selbst nach dem Krieg ihrem Kind keine Unterstützung gibt. Sprecherin Nina Kunzendorf gibt dem Text eine authentische Stimme, wird der Erzählung sehr gerecht. Der Epilog, geschrieben von Daniel Kehlmann und gelesen von Ulrich Noethen, vermittelt den Zuhörer:innen die erforderlichen Daten zu den Eltern von Cordelia Edvardson und der Zeit, in der sie lebten. Das Hörbuch erfordert die Bereitschaft, sich auf den Text einzulassen und die für das Verständnis wichtigen historischen Hintergründe selbst zu erarbeiten. Dafür bietet es sehr viele Themen, die in Lese- und Gesprächskreisen eingesetzt werden können. Es sollte in allen Büchereien eingestellt werden, bedarf aber Vermittlung und der Bereitschaft, sich auf entsprechende Gespräche einzulassen.