Der Wunschbruder
Der "Wunschbruder" von Max, dem Erzähler in Kurt Oesterles zweitem Roman, ist ein Flüchtlingskind, das in die Familie von Max aufgenommen, nach einigen Jahren aber nach merkwürdigen Vorfällen wieder verscheucht wird. Nach dem Tod der Eltern kommt es zu mehreren Wiedersehen der inzwischen erwachsenen Wahlbrüder und zu einer verschlungenen Doppelerinnerung. Kurt Oesterle erzählt zwei Lebensgeschichten, Schul- und Bildungsbiografien, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. In der verspäteten Familienerinnerung kommen sie zusammen - wenn auch nicht überein. Elementare Lebensformen und Gefühle (Trauer, schlechtes Gewissen, Sehnsucht, Bruderliebe) bestimmen die szenische Regie. Sprachlich eindringlich, viele reflexive Passagen, die zum Innehalten einladen. Größeren Beständen empfohlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Wunschbruder
Kurt Oesterle
Klöpfer & Meyer (2014)
533 S.
fest geb.