Martha und ihre Söhne

Ein kleines Dorf irgendwo im Süddeutschen zu Ende des Krieges. Die blutjunge Martha ist noch ganz gefangen in der Ideologie des Naziregimes, mit der sie aufgewachsen ist, und ist durch den Zusammenbruch völlig traumatisiert und fassungslos; dem zögerlichen Martha und ihre Söhne Wachstum der von den Siegern propagierten demokratischen Strukturen steht sie skeptisch und zunächst feindselig gegenüber. Um Halt zu finden in einer haltlosen Zeit, stürzt sie sich in eine frühe Ehe und findet einzig Fassung durch und mit ihre beiden kleinen Söhnen, die - viel zu früh schon ihrer Kindheit beraubt - jeder auf seine Weise ihre eigenen Wege in die neue Zeit finden müssen. Nur mühsam gelingt es Martha, sich von der Nazi-Ideologie zu lösen und in die neue, für sie lange feindselige Zeit einzufinden, bis sie bereit ist für das neue Leben. - Der Autor versteht es, die Protagonisten in ihrer ganzen Menschlichkeit zu schildern, ohne jegliche Schuldzuweisung. Die Beschreibung, wie der "kleine Deutsche", zumindest als Mitläufer mitschuldig geworden, die Umbruchphase 1945 meistert, gelingt ihm gerade deshalb umso eindrucksvoller. Ein wichtiges, ein faszinierendes, ein ebenso subtiles wie zeitkritisches Buch, das mehr von der Psyche der Deutschen in dieser Epoche zeigt, als alle theoretischen historischen oder politischen Studien es vermögen. Für alle Bestände und Leser ab etwa vierzehn Jahren sehr zu empfehlen.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Martha und ihre Söhne

Martha und ihre Söhne

Kurt Oesterle
Klöpfer & Meyer (2016)

179 S.
fest geb.

MedienNr.: 584854
ISBN 978-3-86351-414-3
9783863514143
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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