Wovon wir träumten
Neugier, Unsicherheit und Angst bestimmen das Verhalten der japanischen Frauen und Mädchen, die zu Beginn des 20. Jh. nach Amerika auswandern. Werden sie zurechtkommen im "Land der Riesen"? Sind die in San Francisco ungeduldig wartenden japanischen Männer bereit, sie zu akzeptieren? Was geschieht, wenn sich ihre Träume als unerfüllbar erweisen? Heimkehr sei eine Schande; das jedenfalls haben ihnen ihre Väter mit auf die Reise gegeben. So bleibt ihnen nur, gemeinsam mit ihren Männern schwerste Landarbeit zu verrichten oder sich in den Japantowns der großen Städte eine Existenz aufzubauen. Obwohl sie ihren amerikanischen Auftraggebern klaglos dienten, gelten sie in den 40er Jahren, nach Pearl Harbor, als Kollaborateure und werden umgesiedelt. Wie der weitere Lebenswege dieser Frauen verläuft, erzählt der auf historischen Quellen beruhende, lesenswerte Roman nicht. Denn die in New York lebende Julie Otsuka (Jahrgang 1962) interessiert vor allem die psychische Veränderung ihrer Protagonistinnen, die bedingungslos angepasst ihre Persönlichkeit verlieren. Insofern lässt sich der aus aneinandergereihten kurzen Sätzen bestehende, eine intensive Rhythmik entwickelnde Roman verallgemeinern. (Übers.: Katja Scholtz)
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wovon wir träumten
Julie Otsuka
Mare (2012)
159 S.
fest geb.