Das Leuchten in der Ferne

Dem ehemals gefragten Kriegsreporter Moritz Martens, 53, geht es schlecht, denn kaum eine Zeitung räumt der Kriegsreportage noch Raum ein. Martens vermisst seine abenteuerlichen Reisen und ohne Aufträge wird es auch finanziell langsam knapp für Das Leuchten in der Ferne ihn. So begibt er sich gezwungenermaßen auf die Suche nach einer billigeren Wohnung. Im Warteraum des Bürgeramts lernt er eine junge, fremdländisch wirkende Frau kennen, die ihn sofort fasziniert und ihm eine unglaubliche Geschichte erzählt. Ihr Name ist Miriam Khalili und ihr schon vor Jahren gestorbener Vater ist einst aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Miriam erzählt ihm von der jungen Afghanin Pason, die als Junge verkleidet mit einer Rebellengruppe der Taliban durch die Berge zieht. Ihre Enttarnung wäre für das Mädchen ein Todesurteil, denn der fanatische Islamist Dilawar, der Anführer der Gruppe, ist berüchtigt für seine Brutalität und seinen Frauenhass. Miriam bietet Martens an, ihm für zehntausend Dollar ein Interview mit dem Mädchen zu vermitteln, und er fliegt mit Miriam nach Afghanistan. Doch schon in der Transall nach Feyzabad bekommt Martens Bedenken, Miriam verwickelt sich zunehmend in Widersprüche. Doch für Martens gibt es jetzt kein Zurück mehr. - Der neueste Roman des Berliners Linus Reichlin, (zuletzt: BP/mp 11/384), einem Erzähler von Format, überzeugt. Atmosphärisch dicht und mit psychologisch gut gezeichneten Figuren, versteht es der Autor, dem Leser einen interessanten Einblick in das Leben der fanatischen Gotteskrieger am Hindukusch zu vermitteln. Auch seine philosophischen Reflexionen über das Leben an sich sind recht intelligent und nicht ohne Witz. Sehr empfehlenswert.

Günther Freund

Günther Freund

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Leuchten in der Ferne

Das Leuchten in der Ferne

Linus Reichlin
Galiani (2013)

299 S.
fest geb.

MedienNr.: 574074
ISBN 978-3-86971-053-2
9783869710532
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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