Herr Brechbühl sucht eine Katze
Die Grundidee für Tim Krohns Roman ist eine Ansammlung von "menschlichen Regungen", die ihm andere vorgegeben haben. In einer Art "Crowdfunding", bei dem viele, übers Internet angesprochene Menschen mitmachten, übernimmt der Autor Begriffe, Wörter und Zahlen, die dann in die Kapitel seines Buches eingearbeitet werden. So entstand ein Ausschnitt von Beziehungen, Gefühlen, real denkbaren Situationen und kaum vorstellbaren Zusammenhängen, die sich alle in einem Wohnblock in der Zürcher Röntgenstraße abspielen. Ihre Bewohner unterliegen den oben erwähnten "menschlichen Regungen" und spiegeln so einen mehr oder weniger banalen Alltag wider: den Kleinkrieg zwischen den Mietparteien wegen einzuhaltender Reinigungsvorschriften und Ruhezeiten, die kleineren und größeren Unglücksfälle, Unpässlichkeiten und Krankheiten, die Liebschaften und Eifersüchteleien und die natürlich unterschiedlichen Erwartungen aller ans Leben. In diesem Buch gibt es daher nichts anderes als diesen Alltag und seltsamerweise wird es genau dadurch interessant und unterhaltsam. - Der Autor nennt sein Vorgehen "work in progress". Eine andere Art, ans Schreiben heranzugehen und Literatur entstehen zu lassen. Beachtenswert, aber eher für größere Bestände empfohlen.
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Herr Brechbühl sucht eine Katze
Tim Krohn
Galiani Berlin (2017)
Menschliche Regungen ; 1
472 S.
fest geb.