Der Biograf von Brooklyn
Slava Gelman, ein junger und ehrgeiziger Nachwuchsredakteur einer angesehenen New Yorker Zeitschrift, gerät in ein Dilemma: Nach dem Tod seiner Großmutter verfällt deren Anspruch auf Entschädigung für ihren Aufenthalt im Konzentrationslager. Sein russischer Großvater will sich das Geld aber nicht entgehen lassen, schließlich habe auch er im Krieg in der Ukraine gelitten. Er überredet Slava, den Antrag in seinem Namen zu schreiben. Slava lässt sich darauf ein, denn er erzählt gerne Geschichten, und macht es so gut, dass bald die ganze russisch-jüdische Community bei ihm anfragt. Auch wenn Slava die Ereignisse etwas verdreht, ist nicht alles Erfindung. Dennoch hat er zunehmend Gewissensbisse, seinem Großvater ein "Ersatzleben", wie der Originaltitel heißt, zuzuschreiben. Irgendwann weiß Slava selbst nicht mehr, was wahr ist und was falsch, und das Ganze fliegt schließlich auf. - Eine großartige tragikomische Schelmengeschichte über russisch-jüdische Einwanderer in Brooklyn, über Wahrheit und Lüge, über Familienzusammenhalt und Integration. Der Autor porträtiert seine liebenswert schrulligen Charaktere warmherzig und humorvoll in ihrer Anpassungsfähigkeit und ihrem Einfallsreichtum. Die Dialoge zwischen dem amerikanisierten Slava und seinem Großvater sind herrlich: Sie streiten dauernd und sind doch voller Zuneigung füreinander. Besonders empfehlenswert! (Übers.: Friedrich Mader)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Biograf von Brooklyn
Boris Fishman
Blessing (2015)
384 S.
fest geb.