Der Akademisierungswahn
"Müssen wir immer mehr Akademiker ausbilden?", fragt zu Recht der Philosoph, Bildungs- und Kulturpolitiker J. Nida-Rümelin. Trotz des von ihm eindeutig akzeptierten Aspekts der Persönlichkeitsbildung kommt er aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen zu dem Schluss, dass dies große negative Auswirkungen hätte, denn schon heute wird die berufliche Bildung sehr unterschätzt, was sich dramatisch in einem nicht abgedeckten Fachkräftebedarf zeigt. Schädlich seien außerdem die zunehmende Verwissenschaftlichung der beruflichen Bildung, ihre mangelhafte Anerkennung und auch die "dramatische Unterfinanzierung des Bildungssektors", worunter u. a. die Erzieher zu leiden haben. Zwar wird Deutschland noch um das duale Bildungssystem beneidet, doch wird auch die akademische Bildung immer beliebiger und flacher. Von fundamentaler Bedeutung dagegen ist die Balance zwischen Bildung und Arbeitsmarkt, die Deutschland zu verlieren droht. Ein interessanter Beitrag zur gegenwärtigen bildungspolitischen Diskussion, ab mittleren Beständen zu empfehlen.
Michael Mücke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Akademisierungswahn
Julian Nida-Rümelin
Ed. Körber-Stiftung (2014)
253 S. : graph. Darst.
kt.