Finsternis
Abid Malik, ein Berliner Polizist mit pakistanischen Wurzeln, wird in seinem neuesten Fall mit einem bestialischen Mord in der SM-Szene konfrontiert. Dieser Fall belastet ihn psychisch genauso wie das Verschwinden seines Kollegen Jan West. Auf Anraten
seines Vorgesetzten sucht sich Malik Hilfe bei einer Therapeutin. Und die schafft es nach und nach, nicht nur Licht in den Fall zu bringen, sondern auch das auszuloten, was Malik seelisch belastet. - Dieser Krimi ist wirklich etwas Besonderes, schon in stilistischer Hinsicht: Er besteht komplett aus direkter Rede, nämlich den Protokollen der zwölf Gespräche, die der junge Polizeibeamte mit seiner Therapeutin führt. So wird dieser Roman nicht nur zu einem spannenden Krimi, sondern darüber hinaus zu einem Buch, das die zwischenmenschlichen Beziehungen und deren Grenzen und Erschütterungen verdeutlicht, aber auch das Ausgeliefert-Sein an ein System, das den Individuen Rollen verpasst und sie in Strukturen presst, die sie längst nicht mehr durchblicken. Ein etwas anderer Psychothriller, nicht nur spannend, sondern auch zum Nachdenken anregend.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Finsternis
Steven Uhly
Secession Verlag für Literatur (2020)
208 Seiten
fest geb.