Abriss
Eine Zugreise des Ich-Erzählers in seine Heimatstadt, wo er mit dem Abriss seines Elternhauses alle Erinnerungen an seine Kindheit zerstören will, ist Auslöser für eine letzte Rückbesinnung. Während dieser Fahrt erinnert er sich an Szenen aus seinem Leben, so z.B. an die geliebte Großmutter, an Mutter und Vater ("Matrosenkappenmann" genannt), an die "Nichtmehrehefrau", an den Metzger der Heimatstadt, an Begegnungen in New York und Paris, an seine Arbeit als Orchestermusiker und vor allem an sein Gefühl des ewig Ausgeschlossenen. In musikalischer Sprache erzählt der österreichische Autor und studierte Musiker in Satzfetzen und Gedankenströmen von der verhassten Kindheit, von Eltern, die ihn nicht liebten, von "Kleinhäuslerfamilien" in der Zeit der ersten Scharnow-Reisezüge nach Österreich. Er will seine Erinnerungen auflösen, will - indem er das Haus abreißen lässt - sich rächen und die Eltern vernichten. Der Hass, den er sein Leben lang mit sich getragen hat, schwindet jedoch beim Anblick des abgerissenen Hauses; seine Rache zerbricht. Die vielen Vor- und Rückblenden, Metaphern und Wortschöpfungen erfordern ein konzentriertes Lesen. Für literarisch anspruchsvolle Leser ist der Roman des Teilnehmers am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2002 eine spannende Herausforderung.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Abriss
Heinz D. Heisl
Dittrich (2008)
267 S.
fest geb.