Der Stich der Biene

Die Familie Barnes ist in der nicht näher bezeichneten irischen Kleinstadt gut angesehen. Der alte Inhaber des Autohauses mit Werkstätten hat sich bereits aus dem Geschäft zurückgezogen und genießt seinen Ruhestand beim Golfspielen in Portugal. Den Betrieb sollte Sohn Frances übernehmen, der kurz vor Übergabe und Hochzeit mit Imelda, einer aus ärmlichen Verhältnissen kommenden Schönheit, bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt. Und so ist es Sohn Dickie, der Braut und Betrieb übernimmt. Der Geist des toten Bruders herrscht aber für lange Zeit in den Köpfen der Erwachsenen. Die Kinder von Imelda und Dickie, Cass und PJ, wachsen auf in einer Atmosphäre von Abgehobenheit, Wohlstand und elitärem Bewusstsein. Dann kommt aber der wirtschaftliche Niedergang; die Rezession mit Finanz- und Bankenkrise greift um sich und die Geschäfte gehen immer schlechter. Dickie, schon seit Studentenzeiten mit homoerotischen Neigungen, wird das Opfer eines Erpressers. Das von Dickie abgezweigte Firmengeld ist nur vorübergehend ein Ausweg. Mit einem Sonderling, der immer wieder für Dickie arbeitet, wird ein Plan ausgeheckt, den Erpresser zu beseitigen. Ob das gelingt, bleibt offen. - Der Roman ist geprägt von immer wieder neuen Stilmitteln, mit häufig wechselnden Perspektiven und Erzählweisen. Die zeitliche Abfolge ist häufig unterbrochen, mal Gegenwart, mal Vergangenheit. Es gibt sprachliche Übersteigerungen, Metaphern, Doppelungen. Anleihen an Slang, Comicsprache, Häufungen von Fremdwörtern. In den Abschnitten, bei denen es um Imelda geht, fehlt - außer Fragezeichen - jegliche Interpunktion. All das macht die Lektüre sehr fordernd. Außergewöhnlich beeindruckend sind aber sprachliche Besonderheiten, die eingängige Schilderung von Charakteren. Immer wieder werden auch Umweltthemen und politische Absurditäten thematisiert. Ausdauernde Leser mit Vorlieben für besondere Romane sollten Gefallen an dem Werk finden.