Aenne und ihre Brüder

Am Ende ihres Lebens übergibt Mutter Aenne Beckmann einen Schuhkarton voller Briefe ihrer Brüder an ihren Sohn Reinhold (der TV-Moderator), er soll etwas daraus machen. Aenne kommt aus bescheidenen Verhältnissen und wächst in einem katholischen Umfeld nahe dem Teutoburger Wald auf. Die Mutter stirbt schon kurz nach Aennes Geburt. Und dann auch der Vater, der inzwischen wieder geheiratet hat. So (er-)lebt sie zusammen mit ihren Brüdern die Kindheit und Jugend mit Stiefeltern und -geschwistern. Auch im Westfälischen ändern sich in den 1930ern die Verhältnisse, für viele ist Hitler nur eine „Phase“ und der Pastor der wichtigste Mann am Ort. Kurz nach Beginn des Krieges muss der älteste Bruder Franz an die Front, zwei weitere Brüder folgen ihm. Aenne hält den Kontakt und ist eine eifrige Briefschreiberin. Sie kann nur ahnen, was ihre Brüder erleben müssen. Reinhold Beckmann stellt das Einzelschicksal (Aenne) immer wieder in den Kontext zum „Großen“, wenn es etwa um den Krieg im Osten geht und die deutsche Belagerung Leningrads grausamste Folgen in der Stadt hat. In Berlin träumt man derweil immer noch vom deutschen „Endsieg“, obwohl immer weniger Menschen daran glauben. Schließlich wird auch der jüngste Bruder Willi, noch ein halbes Kind, an die Waffe gerufen. – Als der Krieg vorbei ist, sind drei Brüder gefallen, ein weiterer bleibt vermisst. Reinhold lernt seine Onkel nie kennen, doch sie sind immer da, denn Aenne trägt sie im Herzen und in ihren Erinnerungen. Der Kreis schließt sich, als er Jahrzehnte später die Briefe liest. – Eine Familiengeschichte, wie es sicher unzählige gibt, die mit voller Wucht zeigt, dass Krieg keine Gewinner hat und Familien zerstört. Auch beinahe 80 Jahre nach Ende des Weltkriegs gilt das heute umso mehr. Eine großartige, wichtige und unverzichtbare Produktion – Reinhold Beckmann liest sein Buch selbst und ungekürzt.