Orchidee & Wespe
Der Roman beginnt provokant mit der 11-jährigen irischen Protagonistin Gael, die ihren Mitschülerinnen "Jungfrauenkapseln" verkauft und erklärt, wie sie sie gebrauchen sollen. Sie ist hochintelligent, schlagfertig und vulgär. Als ihre Eltern sich trennen, sorgt sie sich um ihre Mutter Sive, die Dirigentin ist, und ihren sensiblen, künstlerisch begabten Bruder Guthrie, der häufig Krampfanfälle hat. Sive verliert ihren Lebensmut und ihren Job. Guthrie steht mit siebzehn plötzlich ohne Schulabschluss, aber als Vater von Zwillingen da. Gael verlässt Dublin, lernt in London ein paar wichtige Lektionen, macht ihren Abschluss an der Business School und landet schließlich in New York. Zuvor hat sie Gemälde ihres Bruders als Geschenk erhalten, die er nach jedem Anfall malt. Während des Fluges trifft sie einen reichen Manager, den sie mit ihrem ordinären Verhalten amüsiert und der begeistert ist von Guthries Gemälden. Gael verkauft ihm eines für 50,000 $ und begreift, dass sie noch mehr damit verdienen kann. - Anzumerken sind die sehr kleine Schrift und ein tolles Cover. Sprachlich wechselt die Autorin zwischen Vulgärsprache und hochgebildeten Zitaten. Eher für junge anspruchsvolle Leser geeignet, die schräge, mit großer Fabulierlust geschriebene Geschichten verbunden mit Gesellschaftskritik lieben.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Orchidee & Wespe
Caoilinn Hughes ; aus dem Englischen von Sarah Hickey und [einem weiteren]
Steidl (2019)
414 Seiten
fest geb.