Der steinerne Engel

Hagar ist über 90, als sie sich gegen den Entschluss des Sohnes und der Schwiegertochter wehren muss, ihre letzte Zeit im Pflegeheim zu verbringen. In dem Widerstand gegen die nachfolgende Generation beginnt nun ein langer Monolog der unerschütterlichen Der steinerne Engel Hagar Shipley, in dem sie ihr Leben Revue passieren lässt. In einem kleinen Ort in Kanada wächst Hagar unter der strengen Hand des Vaters, eines Gemischtwarenhändlers, auf. Die Mutter stirbt früh, und trotz der Hilfe eines Dienstmädchens wird Hagar früh selbstständig und eine kluge junge Frau. Mit Leichtigkeit hätte sie das Erbe des Vaters antreten und florieren lassen können, doch der Patriarch schickt sie in die Stadt zur Ausbildung und Erziehung für ein Leben als Ehefrau, wo sie sich in einen Farmer verliebt und in ein Leben schlittert, in dem sie unbewusst die Prägung des Vaters weitertradiert und damit ihren Söhnen Freiheit und eigene Wege verwehrt. Mal bitter, mal humorvoll werden Höhen und Tiefen des Lebens offengelegt. Die reflektierende Klarheit ist entwaffnend, hier wird nichts bereut, wenn auch bedauert, aber immer als eigene Biographie angenommen. Dabei verschmelzen Rückblick und Gegenwart immer mehr miteinander. In ihrer körperlichen Zerbrechlichkeit zeigt sich trotzdem die Stärke Hagars, die beispielhaft wohl für eine kanadische Frauengeschichte steht. Unterhaltsam und generationenübergreifend erhellend.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der steinerne Engel

Der steinerne Engel

Margaret Laurence ; aus dem kanadischen Englisch von Monika Baark
Eisele (2020)

349 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 959931
ISBN 978-3-96161-092-1
9783961610921
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.