Die Verfolgung
Der 48-jährige Leo Pontecorvo, eine medizinische Kapazität und allseits geachtet, lebt zufrieden mit seiner Frau und den heranwachsenden Söhnen im Rom der 1980er Jahre, bis er plötzlich von der 12-jährigen Freundin seines Sohnes der sexuellen Belästigung angeklagt wird. Was geschah in jenen Sommerferien, die das Mädchen Camilla zusammen mit Leos Familie verbrachte? Wie kommt es, dass der vom Leben so sehr verwöhnte Mann unter dem Druck der Anschuldigungen eine verstörende Entscheidung trifft, nämlich ohne sich zu verteidigen, sich von der Welt, seiner Familie zurückzuziehen, und sich in seinem Keller zu verkriechen, wo er "im Feuer der Erinnerungen" dahinvegetiert? Das erfährt der Leser erst nach und nach und fragt sich, wieso die Familie ihren bisher geliebten Patriarchen aus ihrem Leben verschwinden lässt. - Der italienische Erfolgsautor entwickelt das Psychogramm einer Selbstzerstörung. Sein Roman schildert detailliert und böse die italienische Gesellschaft, in der der Schein so viel wichtiger ist als die Wirklichkeit. Ein psychologisch dichtes Familiendrama, das bitterböse die Untiefen der menschlichen Psyche auslotet und auch die Medien an den Pranger stellt. (Übers.: Ulrich Hartmann)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Verfolgung
Alessandro Piperno
S. Fischer (2013)
442 S. : Ill.
fest geb.