In einer dunkelblauen Stunde
Über den Schweizer Autor Peter Stamm wurde kürzlich ein Dokumentarfilm gedreht. Die Dreharbeiten inspirierten den Schriftsteller zu diesem autofiktionalen Roman, der damit beginnt, dass ein Filmteam eine Doku über den im Buch "Richard Wechsler" genannten Autor erstellen möchte. Mit viel Witz und Selbstironie karikiert Stamm sein Alter Ego - ein erfolgreicher, aber letztlich einsamer Autor, der geniale Bücher schreibt, jedoch sonst nicht viel zu sagen hat, und in den sich die Frauen reihenweise verlieben. Letztendlich geht es in dieser Erzählung aber vorwiegend um Andrea, die Filmregisseurin, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Sie trifft während der Recherche auf Judith, die ehemalige Geliebte des Autors. Nach dessen Tod nähern sich die beiden an. Mit klarer und präziser Sprache lässt uns Peter Stamm in den Kopf der Protagonistin schauen und uns an ihren Gedanken, Wünschen und Fantasien teilhaben. In einer wunderbaren Mischung aus Lockerheit und Tiefsinn werden Fragen über Kunst, das Leben und die Liebe behandelt.
Franziska Knogl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
In einer dunkelblauen Stunde
Peter Stamm
S. Fischer (2023)
251 Seiten
fest geb.