Honig
Serena Frome erzählt rückblickend, wie sie 1972, mitten im Kalten Krieg, nach ihrem Mathematikstudium in Cambridge vom britischen Inlandsgeheimdienst MI5 wurde. Weil sie eine begeisterte Romanleserin ist, bekommt sie eine Sonderaufgabe in der Operation "Honig", die zum Ziel hat, die staatseigenen Vorstellungen von Hochkultur zu befördern und die grassierenden Sympathien einiger Intellektueller für den Kommunismus zu konterkarieren. Dafür wird sie auf den aufstrebenden Jungautor und Journalisten Tom H. Haley angesetzt, der über eine Strohfirma mit Fördermitteln ausgestattet wird. Schon beim Studium seiner Erzählungen wird Serena neugierig auf den Autor, wobei sie die Charaktereigenschaften seiner Protagonisten auf ihn selbst projiziert. Bald werden die beiden ein leidenschaftliches Liebespaar, das sich heimlich an den Wochenenden trifft. - Neben der Liebesgeschichte im Agentenmilieu thematisiert der Booker-Preisträger Ian McEwan in seinem neuen Roman auch unterschiedliche Rezeptionserlebnisse von Literatur und ironisiert das Rezensionswesen diverser englischer Zeitungen. Außerdem wartet der Roman mit fintenreichen Wendungen auf, wie man sie auch aus der realen Geheimdienstgeschichte kennt. - Das unterhaltsame Spiel mit Identitäten ist für alle Büchereien geeignet. (Übers.: Werner Schmitz)
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Honig
Ian McEwan
Diogenes (2013)
461 S.
fest geb.