hell & hörig

Ulrike Draesners Band „hell & hörig“ mit Lyrik aus 25 Jahren lädt zu einer Lektüre gegen den Strich ein: zum einen, weil Gedichte aus Draesners mittlerweile sieben Lyrikbänden in elf Zyklen nach neuen Themenkreisen angeordnet sind; zum hell & hörig anderen, weil diese Zyklen auf einer oder mehr Doppelseiten im ungewöhnlichen Hochkantdruck eingeleitet werden. Die Zyklen, die veröffentlichte und bislang unpublizierte Gedichte enthalten, stehen in einem wechselseitigen Kommentar- und Korrespondenzverhältnis. „girls“ und „hot hott roast“ sprechen von Liebe im Wandel der Körperbilder, „... to change the subject“ und „vokabeltrainer“ über Sprach-Verwandlungen und Sprach-Erfindungen, „bläuliche sphinx“ über life writing, „how dire (commen tier)“ und „tierbelieb“ über Tiere zu Lande, zu Wasser und in der Luft, „Heim(s)tücke“ über Selbstbilder und Herkunftsorte, „mère détachée“ über linguistische und leibliche Leih-Mutterschaften, „der unsichtbare bart der räuber“ über die Verbindungen von Sprache und Sinn. Die einleitenden Querseiten, die diverse Schriftgrößen, Graphiken, Piktogramme, Zitate und poetologische Anmerkungen einsetzen, dienen der Einführung in die thematische Gestaltung und die strukturelle Formung der Gedichte. Diese originelle Neuschichtung der Lyrik lässt den Band über eine reine Sammlung ausgewählter Gedichte hinauswachsen. Kapitel ersetzen die Chronologie, die Seitendrehung ‚relauncht‘ das Lyriksystem. Ulrike Draesners Sammlung macht Gedichte miteinander bekannt, die sich sonst nirgends getroffen hätten, im eigenen Werk wie in Bezug auf große Vorgänger von Shakespeare bis Louise Glück.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

hell & hörig

hell & hörig

Ulrike Draesner
Penguin Verlag (2022)

260 Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.

MedienNr.: 609331
ISBN 978-3-328-60225-5
9783328602255
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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