Krypta

Der bekannte Münsteraner Kirchenhistoriker weist hier nach, dass es falsch ist, Reformen prinzipiell als Sakrileg anzusehen und sie zu bekämpfen, weil alles angeblich schon immer so gewesen sei und daher auch so bleiben müsse. Er legt Beispiele Krypta vor, wie sogar Traditionen erfunden wurden, um ihnen dauernde Geltung zu sichern. An zehn Beispielen deckt Wolf Vergessenes und Verdrängtes auf und bereitet so den Boden für mögliche Reformen. So waren zu gewissen Zeiten die Päpste durchaus in Gremien eingebunden, die sie kontrollierten, Bischöfe wurden gewählt und vom Domkapitel kontrolliert, Äbtissinnen waren fast so mächtig wie Bischöfe und konnten Sünden vergeben. Die Kardinäle stellten ein wirksames Gegengewicht gegen päpstliche Macht dar. Die Laien waren keineswegs immer unmündige Schafe. Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit dem Konzil von Trient, das von den Piusbrüdern absolut gesetzt wird. Die tridentinische Messe nennt er einen Mythos. Vor allem im 19. Jh. sieht Wolf eine Hinwendung der Kirche zu einer unbeschränkten Monarchie. Gegen Schluss geht der Verfasser auf die erfreulichen Ansätze unter Papst Franziskus ein. Wolf ist kein Revolutionär, aber er verweist auf die große Verantwortung der Kirchengeschichte, der sie nicht immer gerecht geworden ist. Ein wichtiges Buch, das den Horizont erweitern und zu Diskussionen Anlass geben kann.

Hans Niedermayer

Hans Niedermayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Krypta

Krypta

Hubert Wolf
Beck (2015)

231 S.
fest geb.

MedienNr.: 580630
ISBN 978-3-406-67547-8
9783406675478
ca. 9,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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