Der Geist von Tiger Bay

Dem Roman liegt die Hinrichtung des Somaliers Mahmood Mattan im Jahr 1952 zugrunde, zu Unrecht beschuldigt der Ermordung einer 41-jährigen Geschäftsfrau in Cardiff und gehängt. Mattan aus British-Somaliland hat seine Familie mit 13 Jahren verlassen, den afrikanischen Kontinent zu Fuß durchquert, um dann auf einem Frachtschiff als Schiffsjunge anzuheuern und nach mehreren Jahren zum Heizer „aufzusteigen“. In Cardiff heiratet er die Waliserin Laura und sie bekommen im Laufe weniger Jahre drei Söhne. M. Mattan sucht sich andere Arbeit, gerät aber mit dem Gesetz in Konflikt, da er stiehlt, um das Diebesgut zu verkaufen, spielt und wettet, sodass Laura ihn verlässt. Details aus Mattans Leben werden in zahlreichen Erinnerungsrückblicken während seines Gefängnisaufenthalts offengelegt. Parallel dazu erfahren die Leser/-innen ein wenig vom Leben der Getöteten. Für den Mord gibt es keine Zeugen, aber viele Gerüchte, doch sehr schnell wird Mattan verhaftet und es wird deutlich, dass die zuständige Polizei alles daransetzt, ihn als Täter zu überführen. Ungereimtheiten und offensichtlich unsinnige Aussagen von Zeugen werden als Grundlage für die Anklage genutzt und vom Gericht, auch in der Berufung, akzeptiert. Die somalische Autorin mit Oxfordabschluss und Wohnsitz in England hat das Fehlurteil von 1952 als Beispiel für die Konsequenzen von Rassismus und Diskriminierung herangezogen. Die Überlegungen, die Mattan im Gefängnis zum Verlust der Heimat, zur Bedeutung von Leben und Tod, zur Diskriminierung durch Engländer, Afrikaner und Araber anstellt, passen nicht zu ihm, das Reflexionsniveau ist zu hoch. Gestört hat auch die gewählte Sprache, ein im Deutschen nachempfundenes gebrochenes Englisch, sowie die zahlreichen somalischen und arabischen Worte, die sich nicht in der Übersicht am Ende finden. Ein nicht uninteressantes Buch, aber nur für Büchereien, die ein Lesepublikum für solchen Stoff haben.