Nur nicht zu den Löwen

Rivi Greenfeld ist mit 69 Jahren die letzte Bewohnerin ihres Viertels in Tel Aviv. Sie weigert sich, ihre Wohnung, in der sie mit ihren Eltern gelebt hat, zu verlassen. Als sie sich nicht mehr gegen den Räumungsbeschluss wehren kann, beginnt sie zu Nur nicht zu den Löwen schreiben, und stellt sich ihrer Vergangenheit. Sie schreibt Mails und WhatsApp-Nachrichten an Nachbarn und verflossene Liebhaber. In einem Tagebuch sortiert sie ihre Gedanken und Erinnerungen. Ihre Eltern, beide Holocaustüberlebende, haben wenig miteinander gesprochen. Ihr Vater hat die Ermordung seiner ersten Frau und seiner kleinen Tochter durch die Deutschen nie verwunden. Er rief Rivi häufig mit dem Namen seines toten Kindes, „Rejsele“. Rivis Kindheit ist durch diese Leerstelle geprägt. Sie ist ein besonders hübsches Mädchen, das bald das Interesse von Männern weckt. Doch immer wird sie nur über ihren Körper definiert. Die Aufmerksamkeit, die ihr entgegenschlägt, verwechselt sie meist mit wirklichem Interesse. Ihre vielen Liebhaber vermögen ihre Einsamkeit nicht zu durchbrechen. – Lizzie Doron bedankt sich im Nachwort für viele Geschichten, die in ihren Roman eingeflossen sind. Sie komprimiert 70 Jahre israelischen Alltag, schreibt von Krieg und Armeezeit, von transgenerationalen Traumata und Sprachlosigkeit. Die Lebensgeschichte von Rivi führt sie, nicht ohne Humor, zu einem versöhnlichen Ende.

Susanne Emschermann

Susanne Emschermann

rezensiert für den Borromäusverein.

Nur nicht zu den Löwen

Nur nicht zu den Löwen

Lizzie Doron ; aus dem Hebräischen von Markus Lemke
dtv (2023)

191 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 616400
ISBN 978-3-423-28356-4
9783423283564
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats