Die Nacht des Kranichs
Der 48-jährige George Duncan, sympathisch, geschieden, Vater einer aufbrausenden, ebenfalls geschiedenen Tochter, die nur ihren kleinen Sohn liebt, betreibt einen Druckerladen und schneidet in seiner Freizeit gern mit einem Messer aus alten Büchern
Figuren heraus. Eines Nachts entdeckt er in seinem Garten einen verletzten Kranich, dem er einen Pfeil aus dem Flügel zieht, so dass der seltene Vogel wieder fliegen kann. Am nächsten Tag betritt die geheimnisvolle und attraktive Kumiko seinen Laden und möchte ihre kunstvollen Federbilder kopieren lassen, die seltsamerweise erst mit eingefügten Papierfiguren von George vollkommen sind. Er verliebt sich in die rätselhafte Kumiko, die ihm die Geschichte zu ihren Bildern erzählt: das japanische Märchen von der Kranichfrau, die einen Vulkan und einen Drachen von ihrer Wut befreien möchte, mit der sie die Welt drangsalieren. Kumiko scheint auf wunderbare Weise die heftigen Gefühle der Menschen, die George nahestehen, zu beruhigen. Die Geschichte steuert auf ein märchenhaftes Ende zu - doch anders, als der Leser vielleicht glaubt. Patrick Ness erzählt diese Geschichte über menschliche Beziehungen in einer sehr ruhigen, mal verspielten, mal ironischen, oft sehr poetischen Sprache. Den Leser wird die Geschichte nicht mehr loslassen. Gerne empfohlen. (Übers.: Sibylle Schmidt)
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Nacht des Kranichs
Patrick Ness
Goldmann (2014)
319 S.
fest geb.