Zeit
Die so flüchtige Zeit von den Spuren ihrer Wirkungen her fassen möchte Rüdiger Safranski, der sich wie kaum ein anderer in der Vermittlung von Philosophie und Literatur an ein breites nachdenkliches Publikum verdient gemacht hat. Auch dieses Buch ist in der von ihm gewohnten Manier geschrieben: ohne großen Fußnotenapparat, nie überfordernd fachsprachlich kompliziert; stattdessen ganz auf das Wesentliche konzentriert, die großen Linien der Geistesgeschichte zeichnend, ohne dabei den Bezug zu den Erfahrungen des modernen Menschen zu verlieren. So erschöpfen sich z.B. seine Analysen der Zeitphänomene "Langweile" und "Sorge" nicht nur in der Wiedergabe von Kierkegaard, Pascal, Beckett oder Heidegger, sondern enthüllen die Bedeutung solcher Vor-Denker für die eigene Daseinsbewältigung. Nach Abhandlungen über die Rolle der Zeit in Wirtschaft und Gesellschaft, über Weltzeit, Raumzeit und Eigenzeit sowie über das "Spiel mit der Zeit" erreicht das Buch seinen Höhe- und Grenzpunkt beim Thema der unendlichen Zeit, der Ewigkeit, der Unsterblichkeit. Zuerst arrangiert sich der Autor hier mit Vorstellungen, die den Tod als ein Aufgehen in ein Allleben verstehen; dann aber bricht doch der Schrecken vor dem Abgrund des Nichts, des Vergehens "meiner" Welt hervor und Philosophie zeigt ihre unersetzliche Funktion: als eine Beunruhigung vor und zu letzten Fragen. - Für philosophieinteressierte Leser/innen sehr zu empfehlen.
Zeit
Rüdiger Safranski
Hanser (2015)
270 S.
fest geb.