Gräser der Nacht
"Gräser der Nacht" gibt einen hervorragenden Einstieg in die Gedächtnis- und Erzählwelt des 76-jährige Nobelpreisträgers Modiano, der Ende der 1960er Jahre zu schreiben begann. Und in diese Epoche führt uns auch das Buch, das sich um ein mysteriöses Mordkomplott dreht, in das der Erzähler Jean durch die Beziehung zur Halbweltdame Dannie verwickelt wird. Voller Spannung, Sehnsucht und Geheimnis blättert Modiano aus der Position der Gegenwart in der Atmosphäre des Paris vor über fünfzig Jahren. Der Autor weckt durch sein auf den Icherzähler fixiertes Tempo und Erzählpanorama Erinnerungen an den Maghreb und an den Algerienkrieg, an den film noir und an Truffaut (auch Langlois, der legendäre Leiter der cinemateque français - taucht auf). - Romantische Erinnerungstöne an eine unvergleichliche Liebe, Thriller und Kunstform in einem ist dieses Buch, dabei durchaus handlungsarm, aber voller Motive und Namen, die unvergesslich werden für den, der literarische Qualität erkennt. Elisabeth Edl als erprobte literarische Übersetzerin hat viel dazu beigetragen, die Stimmung und Stimmen des Buches für deutsche Leser zu erhalten. In Deutschland hat es diese Art von Literatur, die nicht kunsthaft versponnen und nicht action-versonnen ist, immer schwer. Für jeden Bestand, der seinen Lesern fesselnde Ausblicke auf diese französisch geprägte Art der Hochliteratur bieten möchte, ein Muss. (Übers.: Elisabeth Edl)
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Gräser der Nacht
Patrick Modiano
Hanser (2014)
174 S.
fest geb.