Zur Freiheit gehört, den Koran zu kritisieren
Seine Wurzeln als Sohn eines Imams und ehemaliges Mitglied der Muslimbruderschaft hat der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad längst hinter sich gelassen. Mittlerweile gilt er als einer der schärfsten Kritiker Mohammads und des Koran. Dabei stützt er sich, wie auch die islamischen Fundamentalisten, auf die wörtliche Bedeutung der koranischen Aussagen. Sein Diskussionspartner Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Theologie in Münster, möchte den Koran hingegen keineswegs wörtlich verstanden wissen und ist überzeugt, dass Menschen nicht in der Lage sind, die absolute Wahrheit zu formulieren. Allenfalls eine Annäherung an die Wahrheit sei möglich. Daher ist es in seinen Augen wichtig, den Koran in einer friedlichen Art zu lesen und immer die Barmherzigkeit Gottes vor Augen zu haben, der den Menschen zu einem mündigen Wesen erziehen möchte, das eigene Entscheidungen trifft. Abdel-Samad unterstützt Khorchides Konzept zwar, hat aber wenig Hoffnung, dass ein Großteil der Muslime seiner Auffassung folgen wird. Hochaktuell und breit empfohlen.
Martina Häusler
rezensiert für den Borromäusverein.
Zur Freiheit gehört, den Koran zu kritisieren
Mouhanad Khorchide, Hamed Abdel-Samad und Stefan Orth
Herder (2016)
127 S.
fest geb.