Das unheilige Land
Rupert Neudeck, Journalist, engagierter Zeitgenosse und tatkräftiger Helfer in vielen Notsituationen überall in der Welt, beschreibt in aller Deutlichkeit den nun schon Jahrzehnte währenden Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, durch den
das ehemals heilige Land für ihn zum unheiligen Land geworden ist. Er beschuldigt dabei stärker den Staat Israel, als wir es von den Medien gewohnt sind. Israels verantwortliche Politiker seien wegen einigen tausend radikalen Siedlern auf palästinensischem Gebiet nicht bereit, die völkerrechtswidrige Politik in den besetzten Gebieten zu beenden und die Mauer im Land abzureißen. Sie hätten sich sogar gegen den amerikanischen Präsidenten Obama durchgesetzt und seien für das furchtbare Leid unzähliger Palästinenser verantwortlich. Neudeck weiß sich in seiner Israel-Kritik im Einklang mit wichtigen Israelis wie Avraham Burg, David Grossman und Uri Avnery. Andere Israelis werden dem entgegenhalten, dass seit dem Mauerbau keine tödlichen Angriffe der Palästinenser auf Israel mehr zu registrieren waren, die Angst und Bedrohung Israels durch den Iran möglicherweise unterschätzt werde und zurzeit aufs Neue nicht absehbar sei, wohin nach der Absetzung Mubaraks und nach den Demonstrationen in den Nachbarstaaten die neu zu erwartende Politik und Aktivität der Araber ziele. - Auf jeden Fall kann das leidenschaftliche Buch Neudecks, das nicht im Verdacht steht, aus Antiisraelismus oder gar Antisemitismus verfasst zu sein, sondern den Frieden im Nahost will, Diskussionen auslösen. - Für kritische und politisch urteilsfähige Leser.
Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.

Das unheilige Land
Rupert Neudeck
Herder (2011)
239 S. : Kt.
fest geb.