Die außergewöhnlicheste Liebe aller Zeiten
Das neueste Werk von Fernsehjournalist Franz Alt verspricht viel: Eine Enthüllungsgeschichte rund um Jesus, Maria Magdalena und Judas soll es sein. Nicht umsonst ist das Wort "wahre", im Untertitel des Buches, hervorgehoben. Auch sonst spart der Autor nicht mit Superlativen, wie auch hier schon im Titel zu erkennen ist. Halten kann er dieses Versprechen leider nicht. Denn wie so oft, wenn scheinbar neue Erkenntnisse zur Wahrheit über Bibel oder dem Leben Jesu ans Tageslicht kommen, ist vieles schon bekannt und nur ein Bruchteil wirklich neu. Kritisch ist auch die Ausformulierung der Scheintodthese in Bezug auf das Leiden und Sterben Jesus Christus. Hier stellt sich die Frage, ob Glaube und historisch kritische Analyse für Alt ein und dasselbe sind (S. 116). Das Spannende an diesem Werk sind jedoch weniger neue theologische Erkenntnisse in der Jesusforschung, diesen wissenschaftlichen Anspruch erhebt das Werk auch nicht, sondern die Verbindung diverser theologischer Erkenntnisse zum Christsein im aktuellen Weltgeschehen. Fragen wie: Was würde Jesus angesichts der vielen Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer tun oder welche Rolle sollten Frauen in der Kirche haben, beschäftigen den Autor. Er selbst, in der Friedens- und Umweltbewegung seit vielen Jahre tätig, ruft dazu auf, "mehr Liebe [zu] wagen" (S. 292) und damit wieder näher an die Botschaft Jesu heranzurücken.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
Die außergewöhnlicheste Liebe aller Zeiten
Franz Alt
Herder (2021)
320 Seiten
fest geb.