Winterherz

Kurz vor Weihnachten wird der 14-jährige Wilhelm, der unter einer unklaren, aber lebensbedrohlichen Herzerkrankung leidet, zur Kur in ein Sanatorium in der Nähe von Dresden geschickt. Zum ersten Mal ist er von seiner Mutter getrennt, mit der er beim Winterherz kaltherzigen und vom Krieg gezeichneten Großvater in Berlin lebt. Während seines sechswöchigen Aufenthalts wird ihn die Sorge um die Mutter nie verlassen, die nun allein den wiederkehrenden Gewaltausbrüchen des harten Großvaters ausgesetzt ist. Die sechswöchige Kur in einem Haus mit herausfordernden Behandlungen, nicht immer sehr empathischem Personal und strengen Regeln, deren Nichtbefolgung übertrieben harte Strafen nach sich ziehen, wird für den Heranwachsenden trotz allem zu einem entscheidenden Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Vor allem in der schnell wachsenden Freundschaft mit seinen drei sehr unterschiedlichen Zimmergenossen und einer ersten zarten Liebe zur Schwesternschülerin Ilona lernt er inmitten von Krankheit und drohendem Tod den Wert des Lebens und die Freude am Dasein zu schätzen. Die totkranken Jungen ertrotzen sich mit ihren einfallsreichen Rebellionen gegen die Reglementierungen des Sanatoriumalltags die persönliche Freiheit und die Hoffnung, die sie auch durch dunkle Stunden tragen können. Am Ende dieser mal bedrückenden, mal hoffnungsvoll heiteren Geschichte erlebt Wilhelm sein eigenes kleines Weihnachtswunder. - Der kleine Roman, der offensichtlich in den frühen Nachkriegszeiten spielt, wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen und entfaltet wohl gerade deshalb eine ganz besondere Stimmung, die das Lesen zum Erlebnis machen.

Angelika Rockenbach

Angelika Rockenbach

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Winterherz

Winterherz

Ralf Günther
Kindler (2023)

139 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 752262
ISBN 978-3-463-00032-9
9783463000329
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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