Unterm Scheffel
Für Alexander Goudveyl, einen mittelmäßigen Komponisten und Musiker, beginnt mit der Begegnung mit der jungen Sylvia, die als Verehrerin seiner Kunst auf ihn zukommt, eine zunächst schleichende, wenig tiefe, doch fortschreitend umso vereinnahmendere Beziehung. Obwohl das ungleiche Paar keine Interessen miteinander teilt und somit eine Zukunft aussichtslos scheint, gerät Alexander immer mehr in eine emotionale Abhängigkeit, gerade auch in dem Bewusstsein, dass seine Ehe schon längst nur noch formal existiert. Durch Gespräche mit seiner langjährigen Vertrauten und Kollegin Heester erfährt der Leser, wie sehr der alternde Musiker um eine Rechtfertigung seiner neuen Liebe ringt, und zugleich, wie aussichtslos diese ist. In gleichem Maße entfernt sich Sylvia von ihm. Eine emotionale Katastrophe bleibt nicht aus. - Detailliert und mit tiefen Einblicken in die Psyche Alexanders und der Entfremdung von sich selbst durch emotionalen Rausch erzählt Maarten 't Hart diese Geschichte, der der Antiheld zunehmend schutzlos ausgeliefert ist. Die vielen Bilder und Metaphern aus der Musik, deren sich der Autor so gerne bedient, werden dem in der Musik beheimateten Leser große Freude bereiten. Aber auch darüber hinaus brilliert der Roman mit sprachlichem Feinschliff. Gute, nachdenkenswerte Unterhaltung. (Übers.: Gregor Seferens)
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Unterm Scheffel
Maarten 't Hart
Piper (2011)
284 S.
fest geb.