Unter dem Deich
In diesem, schon 1988 in den Niederlanden publizierten Roman entführt uns t'Hart in die 1950er Jahre in seiner Heimatstadt Maassluis. Im oberhalb des Deichs gelegenen Viertel wohnen die reichen "Sluiser", unterhalb des Deichs die ärmeren. Clazien von unterhalb des Deichs, genannt Ien, war schon als Kind Klassenbeste und durfte nur deshalb nicht weiter lernen, weil ihre Eltern sich keine akademische Laufbahn für sie vorstellen, geschweige denn bezahlen konnten. Verheiratet mit Piet, beginnt sie eines Tages, öfters nach Rotterdam zu fahren, um zumindest für kurze Zeit das Gefühl zu haben, wie eine von über dem Deich zu leben. Als sie Jan, den neuen Lehrer von Maassluis kennenlernt, verlässt sie Piet, um mit Jan oberhalb des Deichs zu leben. Doch Piet will keine Scheidung und die einstigen Nachbarn verachten Ien für ihr Leben "in Sünde". - Mit seiner genauen Beobachtungsgabe beschreibt t'Hart mit unterschwelligem Humor die Eigenarten der dörflichen einfachen Typen, ihre festgefahrenen Gewohnheiten und Vorurteile. Ein in der Ich-Form erzählter Roman, der unmittelbaren Einblick in das Maassluis von t'Harts Kindheit liebevoll, aber nicht unkritisch, darstellt. (Übers.: Gregor Seferens)
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Unter dem Deich
Maarten 't Hart
Piper (2013)
269 S.
fest geb.