Die kleine Souvenirverkäuferin
Julien, ein junger französischer Arzt, lebt an der französischen Botschaft in Hanoi, wo gerade ein rätselhaftes Virus Todesopfer fordert. Er reist mit seiner englischen Kollegin Clea von der Weltgesundheitsorganisation heimlich in eine entlegene Bergregion, wo die beiden den Ursprung der Krankheit zu finden hoffen, die allerdings die Behörden des Landes zu verheimlichen suchen. Clea hofft dabei, die Erwiderung ihrer Liebe zu Julien erleben zu dürfen, während der dauernd an das Schicksal einer jungen Souvenirverkäuferin denken muss, die er ein paar Mal gesehen hat und die inzwischen wegen Kontakten zu Ausländern verhaftet ist ... - Die Schilderungen der Welt und der Menschen in Hanoi und im heutigen Land Vietnam, das im Norden ärmlich und im Süden eher reich ausgestattet ist, gelingt dem französischen Autor (*1953), der als Psychiater seit 2004 selbst in Hanoi arbeitet, sehr anschaulich, lebendig und liebevoll, sodass dem europäischen Leser dieses Land erschlossen und erfahrbar gemacht wird und man die Liebe des Autors zu seiner Wahlheimat und seine entschuldigenden Worte für die Lieblosigkeit seiner Landsleute, die das Land als Kolonialmacht früher lange ausgebeutet haben, Seite für Seite spüren kann - von der spannenden Epidemie-Episode und der zarten Liebesgeschichte zwischen den Zeilen (und manchen anderen unerfüllten Liebessehnsüchten) ganz abgesehen ... - Für alle Büchereien als zeitgenössischer und aktueller Liebesroman sehr zu empfehlen. (Übers.: Ralf Pannowitsch)
Georg Bergmeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die kleine Souvenirverkäuferin
François Lelord
Piper (2012)
318 S.
fest geb.