Du und ich
Lorenzo steckt in der Klemme. Um seine Mutter zu trösten, die sich Sorgen wegen seines Einsiedlerdaseins macht, hat er die Einladung zu einer Skifreizeit mit Schulfreunden frei erfunden. Nun kommt er aus dieser Lüge nicht mehr heraus und versteckt sich, gut ausgerüstet, im Keller der elterlichen Villa in Rom. Dort entdeckt ihn Olivia, seine Halbschwester aus erster Ehe des Vaters, deren Drogenabhängigkeit in der Familie totgeschwiegen wird. Lorenzo, zunächst alles andere als erfreut über den ungebetenen Gast, durchlebt mit Olivia die Hölle eines kalten Entzuges. Dieses Erlebnis wird ihn prägen und verändern. - Es gibt diese kleinen, feinen Geschichten, die einem unverhofft begegnen und zutiefst berühren, so wie die von Lorenzo. Der Junge ist auf der schwierigen Suche nach seiner Identität und muss sich zudem noch um seine Halbschwester kümmern, die diese bereits aufzugeben scheint. Seltsamerweise finden diese beiden zutiefst verunsicherten Existenzen Halt aneinander, zumindest kurzfristig. Dieses für Lorenzo weltbewegende Ereignis erzählt Ammaniti aus dessen teils naiver, teils pubertär übersteigerter Sicht, in einfachen, wohlgesetzten Worten und mit aus dem Leben gegriffenen Dialogen. Nicht nur für Erwachsene, auch für ältere Jugendliche eine bereichernde Lektüre! (Übers.: Ulrich Hartmann)
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.
Du und ich
Niccolò Ammaniti
Piper (2012)
148 S.
fest geb.