Intimleben

Die – fiktive – Gattin des italienischen Ministerpräsidenten gilt als "schönste Frau der Welt": sie weiß sich perfekt in der Welt der Schönen und Reichen, in der Welt von Geld und Macht, zu inszenieren. Nach dem Unfalltod ihres ersten Ehemannes Intimleben lebt Maria Cristina mit dem Ministerpräsidenten und der 10-jährigen Tochter Irene in einer gut bewachten Villa. Sie unterstützt ihn, hat aber kein Interesse an Politik oder seinen sonstigen Geschäften. Als sie auf einer Party, auf die sie ihren Mann eher widerwillig begleitet, ihren Jugendfreund Nico wiedertrifft, nehmen die beiden wieder Kontakt auf. Doch Nico schickt ihr plötzlich einen Pornofilm, der beide beim Sex zeigt, aufgenommen vor vielen Jahren während eines gemeinsamen Urlaubs. Maria Cristina gerät in Panik und fürchtet eine Erpressung, denn eine Veröffentlichung des Videos kann sie nicht riskieren – die Karriere ihres Mannes wäre beendet. Die Heuchelei und die Lächerlichkeit der High Society werden von Ammaniti hochironisch beschrieben. Er seziert genüsslich die oberflächliche Gesellschaft und ihre Scheinwelt und zeigt zugleich, wie seine Protagonistin verzweifelt versucht, Kontrolle über die öffentliche Inszenierung ihres Lebens zu behalten. Der überraschende Schluss ist eine echte Pointe und trägt zum Lesevergnügen bei.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Intimleben

Intimleben

Niccolò Ammaniti ; aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Eisele (2023)

363 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615381
ISBN 978-3-96161-169-0
9783961611690
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.