Carl Tohrbergs Weihnachten
Ein Bäcker mordet überraschend, emotionslos und aus dem Augenblick heraus, ein Jurist erträgt den einsamen Ruhestand nicht und landet in Thailand im Puff, ein begabter junger Mann nimmt dauerhaften seelischen Schaden durch die Gefühlskälte seiner Mutter - die Geschichten, die von Schirach erzählt, loten auf eine verblüffende, behutsame, intensive Art die Abgründe der menschlichen Psyche aus. Der Erzählton ist einfach und direkt, distanziert und herb, schafft aber dennoch Empathie und Mitgefühl beim Leser und ist darüber hinaus von berührender Poetik. Wie in seinen bisherigen Büchern gelingt von Schirach ein verstörender Spagat zwischen Schuld und Verstehen, zwischen Verbrechen und Menschlichkeit. Das kleine Bändchen mit drei Geschichten ist sehr schön in Leinen gebunden, ohne Umschlag, die Blätter sind aus festem Papier, die Schrift ist relativ groß. Gut geeignet für Leser, die nach kleinen handlichen Büchern greifen.
Ulrike Braeckevelt
rezensiert für den Borromäusverein.
Carl Tohrbergs Weihnachten
Ferdinand von Schirach
Piper (2012)
58 S.
fest geb.