Regen

Ein neues Ein-Personen-Theaterstück von Bestsellerautor Ferdinand von Schirach: Durchnässt betritt ein Mann die Bühne und monologisiert. Er ist Schriftsteller, eher Dichter, und hat sein einziges Buch bereits vor etlichen Jahren geschrieben. Seine Regen Frau ist tragisch an einem Aneurysma gestorben: Umgefallen – tot! Nun ist er zum Schöffen bestellt worden und soll als Laienrichter in einem Prozess urteilen: Ein Mann hat seine Frau umgebracht. Die Tat und die Umstände sind eindeutig. Doch der Schriftsteller sieht sich nicht als Richter. Und so denkt er über Schuld und Verantwortung nach, über die Gesellschaft und (sein) Scheitern. Er stört sich an der „Ambivalenz“ unserer Zeit, dieser Zerrissenheit, aber auch Uneindeutigkeit – sich nicht entscheiden, sich nicht festlegen. Für ihn kann so nichts Großes mehr entstehen. Anstelle des Originals tritt die millionenfach geteilte digitale Kopie, die jeden Reiz und Wert verloren hat. Überhaupt – die Gesellschaft und ihre Auswüchse: Als Schriftsteller sitzt er nicht im Schlafanzug am Schreibtisch. Und für Rucksack-Träger:innen in der Stadt hat er kein Verständnis. Der Autor liest sein Werk selbst – man mag sich fragen, wie viel Schirach hier im redenden Schriftsteller steckt. Außerdem gibt es ein umfangreiches Booklet mit einem Interview, das 2022 für das SZ-Magazin geführt wurde. Hier erfährt man einiges über Schirach, erlebt aber auch seine Eitelkeiten und seine Koketterie mit dem eigenen Erfolg. Letztlich nur mäßig von Interesse und – wäre da nicht der berühmte Name und sein Bestsellerstatus – verzichtbar.

Felix Stenert

Felix Stenert

rezensiert für den Borromäusverein.

Regen

Regen

Ferdinand von Schirach ; gelesen vom Autor
der Hörverlag (2023)

1 CD (circa 66 min)
CD

MedienNr.: 616760
ISBN 978-3-8445-4979-9
9783844549799
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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