Schmidts Einsicht
Im dritten "Schmidt"-Roman (zul. "Schmidts Bewährung", s. BP 01/726) ist der Erzähler 78 Jahre alt und hofft nach "beschissenen" Jahren noch auf etwas Glück. Er will seine Beziehung zu seiner Tochter Charlotte bessern und träumt von der Liebe zu seiner alten Freundin Alice. Auch politisch hat er Hoffnungen: Nach den Golfkriegen, Abu Ghraib und Guantanamo verbindet er mit der Präsidentschaft Obamas die Hoffnung auf "Erlösung und Reinigung". Begley beschreibt mit dem New Yorker Finanzanwalt Schmidt, der inzwischen meist auf seinem Landsitz in Long Island lebt und eine wohltätige Stiftung seines Freundes, des exzentrischen Milliardärs Mike Mansour Juden leitet, die Erfolgsmenschen der spätkapitalistischen Ära der neunziger Jahre: Menschen, die scheinbar alles haben, doch sich das Leben zur Hölle machen. Schonungslos analysiert er am Beispiel von "Schmidtie" eine snobistische, kalte und gefühlsarme Gesellschaft. Der detailfreudige und durchaus selbstkritische Lebensrückblick eines reichen jüdischen Ostküsten-Amerikaners verbunden mit der pointierten Analyse der US-Gesellschaft sei Lesern mit Interesse an US-amerikanischer Literatur sehr empfohlen. (Übers.: Christa Krüger)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Schmidts Einsicht
Louis Begley
Suhrkamp (2011)
414 S.
fest geb.