Wo die Schakale heulen
Amoz Oz ist einer der international bekanntesten israelischen Schriftsteller, viele seiner Romane sind auch in Deutschland erschienen. Dass er aber schon 1965 einen ersten Band mit Erzählungen herausbrachte, wurde international kaum zur Kenntnis genommen. Nun bringt Suhrkamp in sehr guter Übersetzung diese zehn (teilweise im Lauf der Jahre noch einmal überarbeiteten) Erzählungen, die überraschen und staunen lassen. Sie orientieren sich stark heimatbezogen und schildern Schicksale, die man nicht nur oberflächlich zur Kenntnis nimmt, sondern mit denen der Leser leidet, erschrickt oder sich freut. Nichts, oder fast nichts, ist uns fremd. Im Gegenteil, Inhalt und Stil dieser meisterlichen Erzählungen sind so packend, dass man einfach wissen will, wie die Geschichten enden. Die Sprachgewalt von Oz ist beeindruckend. Wer eine Ahnung bekommen möchte vom oft anderen Leben in Israel, von der großen Bedeutung des Militärs im gesellschaftlichen Leben dieses Landes, der Spaltung in Juden und Araber, aber sich auch ein Bild davon machen will, dass die Reaktionen der jungen Menschen in diesem Land generell auch nicht andere sind als bei uns, welche Bedeutung Freundschaft in existentieller Not hat, wer also eintauchen will in eine Welt, die nicht die unsere ist und doch hin vielem genau der unseren entspricht, der lese diese zehn einfachen Erzählungen, die den großen Schriftsteller Israels schon ahnen lassen. Amos Oz kann mitreißend erzählen.
Armin Jetter
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wo die Schakale heulen
Amos Oz
Suhrkamp (2018)
316 S.
fest geb.