Mama, jetzt nicht!

Unser Alltag scheint alles andere als logisch und einfach zu sein, auf jeden Fall, wenn wir Daniel Glattauers Kolumnen glauben wollen. Aus den einfachsten Situationen weiß er etwas Tiefsinniges herauszuholen oder herauszuhören. Und damit erzeugt Mama, jetzt nicht! er oft ein befreiendes Lachen oder ein herzerweichendes Stöhnen, wenn wir von ähnlichen Erlebnissen oder Problemen betroffen sind. Die gewählten Themen gehen uns wirklich nahe, denn wer kennt nicht die intimen Gespräche in der U-Bahn, die man lieber nicht mithören möchte, besonders wenn dabei Liebeskummer mitschwingt, oder wenn das Gespräch mit der überfürsorglichen Mutter immer peinlicher wird. Da ist auch das Nachdenken des Autors über den unzeitgemäßen Ausdruck "meine bessere Hälfte", bei dem er vermutet, dass die Tage des Zusammenlebens gezählt sein könnten, denn welcher Lebensabschnittspartner will sich heute schon noch als unvollständigen Teil eines Ganzen bezeichnen lassen? Die feine Ironie lässt uns schmunzeln, zweifeln und nachdenken, doch niemand kann sich diesen geistreichen Gedankenspielereien entziehen. Bei diesen köstlichen und treffsicheren Beobachtungen der Menschen und ihrer Sprache wird unser Alltag auf den Punkt gebracht. Nicht nur ein Lesevergnügen, sondern eine Sammlung kleiner Meisterwerke als Ergebnis des genauen Hinschauens und Reduzierens auf das Wesentliche.

Lili Aignesberger

Lili Aignesberger

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Mama, jetzt nicht!

Mama, jetzt nicht!

Daniel Glattauer
Deuticke (2011)

164 S.
fest geb.

MedienNr.: 350056
ISBN 978-3-552-06167-5
9783552061675
ca. 17,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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