Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

In freier Metrik schreibt Sarah Michaela Orlovský sehr ergreifend von der verzweifelten Hilflosigkeit einer jüngeren Schwester, der älteren nicht helfen zu können. Ihr Versuch, zu ihr durchzudringen, dokumentiert die Ich-Perspektive, mit der sie Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt Erinnerungen an eine gute und schöne Zeit voller Lebensfreude hervorruft. Weißt du noch? So zählt sie gemeinsame Erlebnisse auf, das gemeinsame Lachen, die vielen Momente des Beisammenseins. Seit etlicher Zeit verschließt die große Schwester Barbara die Tür zu ihrem Zimmer und damit auch jeglichen Zutritt zu ihrem Leben. Ganz und gar abgeschottet verliert sie sich in ein unbekanntes Drama, das mit Magersucht beschrieben wird. Zwischen Draußen und Drinnen liegt eine ganze Welt und beide Welten scheinen nicht mehr zusammen zu gehören. Draußen die Versuche der Eltern und der kleinen Schwester zu verstehen, zu helfen und doch ganz machtlos zu sein. Drinnen, Barbara, die in Selbstverletzung und Magersucht unterzugehen droht. Nur in Ansätzen lässt sich vermuten, dass Anna, eine Freundin Barbaras, der Auslöser war. Und mit Annas Begräbnis endet der flehentliche Hilferuf der kleinen Schwester nicht ohne Hoffnung. Ein zartes, starkes Plädoyer, aufeinander Acht zu geben, auch auf die, die wie die kleine Schwester innerhalb ihrer Familie unsichtbar werden.

Manuela Hantschel

Manuela Hantschel

rezensiert für den Borromäusverein.

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt

Sarah Michaela Orlovský
Tyrolia-Verlag (2021)

58 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 604909
ISBN 978-3-7022-3918-3
9783702239183
ca. 12,95 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 10
Systematik: K
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