Die hohe Kunst des Älterwerdens
Älterwerden ist eine hohe Kunst, meint der bekannte Benediktiner Anselm Grün. Der alternde Mensch ist aufgefordert, Besitz, Gesundheit, Beziehungen, Sexualität, Macht und sein Ego zu verabschieden und loszulassen. Es ist keine leichte Aufgabe, sich mit der Vergangenheit auszusöhnen, die eigenen Grenzen anzunehmen und mit Einsamkeit umgehen zu lernen. Der Autor benennt sechs Tugenden des Alters, die dabei helfen können: Gelassenheit, Geduld, Sanftmut, Freiheit, Dankbarkeit und Liebe. Er verschweigt nicht, dass das Alter nicht selbstverständlich Weisheit mit sich bringt. Angst und Depression können Menschen begleiten, wenn zum Beispiel Trauer verdrängt wird. Wem es aber gelingt, die Besonderheiten des Alters als Herausforderung anzunehmen, der kann viel bewirken, nicht nur für sich selbst. Der Autor versteht sein Buch als Hilfe, die Kunst des Älterwerdens zu erlernen. Am Schluss räumt er ein: es gibt keine Garantie für gelingendes Altern und Fehler dürfen sein. Aber er verweist auf die vielen kleinen spirituellen Wegweiser auf dem Lebensweg, an dessen Ende man zum Segen für andere werden kann. Ein Buch für Anselm-Grün-Fans und darüber hinaus für Menschen, die auch ihr Alter aus dem christlichen Glauben heraus gestalten möchten.
Christiane Raeder
rezensiert für den Borromäusverein.
Die hohe Kunst des Älterwerdens
Anselm Grün
Vier-Türme-Verlag (2020)
188 Seiten
fest geb.