Götteragent im Einsatz
Schulalltag in San Francisco. Henry Smart genießt die Alltäglichkeit - nach seinem Abenteuer in London als Agent im Auftrag des Göttervaters Wotan (vgl. BP/mp 18/333). Bis Hilda alias Göttertochter Brunhilde in seinem Klassenzimmer steht und ihn mit dem Boot-Flugzeug Xerton nach Paris bringt. Denn es haben sich die Gerüchte verdichtet, dass Alberich mit seinen Zwergen dort einen Teil des Nibelungengolds an sich bringen will. Gastgeber in Paris ist D'Artagnan, bekannt als der Vierte im Bunde der Drei Musketiere. Um Alberichs Pläne zu vereiteln, lotst er sie mit Hilfe der Zeitveränderungsgabe der Nornen in den Louvre des Jahres 1640. Die Zeitreise wird ein Flop; ein Hinweis in einem Reiseführer von heute bringt die ungleiche Agentencrew in allerletzter Minute ans Ziel. Das Gold landet in Bayreuth, wo Wotan getarnt als Chef der Pizzeria Papa seinen Geschäften nachgeht. - Sonnenbrille statt Augenklappe für den einäugigen germanischen Göttervater; Siegfried als blonder Sonnyboy mit mehr Muskeln als Gehirnzellen - unbarmherzig katapultiert die Autorin die Sagenfiguren in die Welt von heute und schraubt die heroischen Stilisierungen der Wagner-Opern gewaltig herunter, bis sie "genießbar" und vor allem für Kinder von heute lesbar werden. In diesem zweiten Band wird die geplante Struktur der Reihe eindeutig sichtbar: Durch die Kombination mit bekannten Romanfiguren öffnen sich Fenster in vergangene Epochen. Darin steckt ein Angebot für geschichtsaffine junge Leser wie für den abstinenten Typ, noch dazu, weil der Weg in die Vergangenheit nicht schematisch nach einem immer gleichen Muster abläuft. Einfach gelungen!
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Götteragent im Einsatz
Frauke Scheunemann
Oetinger (2018)
Henry Smart ; [2]
255 S.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10