Eva

Die 15-jährige Lilli wird halb tot in einem Container auf einer Insel angespült, die "in einer Falte zwischen den Welten, zwischen den Dimensionen" liegt. Sie kommt von der realen Erde. Auf der Insel wird sie freudig begrüßt und gepflegt, denn Eva man sieht in ihr eine "Zeugin". Lilli hat einen Schutzengel, lernt Adam und Eva und den "Ewigen" kennen, lässt sich vom Bösen in Versuchung führen, und lernt schließlich, Gott und seiner Liebe zu vertrauen und zu glauben, dass auch sie einen Wert hat. Anders als in seinem Bestseller "Die Hütte" schreibt Young hier einen durchaus spannenden Fantasy-Roman - dessen Thema die Schöpfungsgeschichte ist. Manches bleibt ungelöst, so z.B. was Lilli eigentlich "bezeugen" soll. Sie erlebt auf dem Weg zur Selbsterkenntnis aufregende Abenteuer, bis sich am Schluss alles in Wohlgefallen auflöst: Der Anblick Evas und Gottes lässt ihr Herz überfließen; alle lieben sich und sind glücklich. - Ein Buch, das Hoffnung machen soll. Doch wie in der "Hütte" wird auch hier eine sehr simple Lösung für menschliche Probleme gefunden: man muss nur fest genug an Gott glauben und ihn lieben, dann wird alles gut. Dieser Gott wird in unbestreitbar warmen, immer wieder fast schon zuckrigen Bildern als ein Liebe verströmender Gott beschrieben. Das mag modernem Wunschdenken entsprechen, ist aber gegenüber den Gottesvorstellungen der Bibel sehr eindimensional. Die dunkle, zornige Seite Gottes wird ausgeblendet bzw. dem Menschen in die Schuhe geschoben. Die Interpretation der biblischen Schöpfungs- und noch mehr der Sündenfallgeschichte ist allerdings interessant und kann zur Diskussion anregen. Fraglich ist allerdings, ob sich dadurch tatsächlich Leser/innen zur intensiveren Auseinandersetzung anregen lassen, die sich nicht ohnehin mit derartigen Fragen befassen. Denn das Buch suggeriert auf sehr gefällige Art allzu einfache Lösungen und behindert so ein weiteres Nachdenken eigentlich eher, als es in Gang zu setzen. Alles in allem erweist sich das Buch damit letztlich als "falscher Freund" und kann darum für Katholische öffentliche Büchereien nicht empfohlen werden. (Übers.: Maja Ueberle-Pfaff)