Der rote Judas
Nach der Rückkehr ins zivile Leben ist Paul Stainer von seinen Kriegserlebnissen traumatisiert und steht vor den Scherben seiner Ehe. Immerhin findet er zurück in seinen Beruf als Kriminalinspektor. Als in der Villa eines Fabrikanten drei Männer erschossen werden, stellt sich bald heraus, dass diese Morde mit weiteren Tötungsdelikten in Leipzig zusammenhängen. Ein Dossier, das Stainer in die Hände fällt, bringt diese Verbrechen in Zusammenhang mit einer ominösen "Operation Judas". Mehr und mehr wird deutlich, dass es sich dabei um den Versuch handelt, Kriegsverbrechen, die während der ersten Kriegsmonate von Offizieren der Reichswehr in Belgien begangen wurden, zu verschleiern. Als Stainers Frau bei dem Versuch der Gruppe, ihn zu töten, ums Leben kommt, wird der Fall für Stainer zu einer persönlichen Herausforderung. - Thomas Ziebula lässt das Leipzig der 1920er gekonnt wieder auferstehen. Und auch das Trauma des Krieges ist allgegenwärtig. Seine Figuren werden als lebendige Charaktere gezeichnet und entziehen sich jeder Schwarz-Weiß-Betrachtung. Ein Krimi, dessen Plot sich dem Leser nur nach und nach offenbart und der deshalb seine Spannung bis zur letzten Seite hält.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Der rote Judas
Thomas Ziebula
Wunderlich (2020)
478 Seiten
fest geb.