Zu zweit

Jungsein im Frankreich der zwanziger Jahre: Die jungen Menschen leben in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg rauschhaft, leidenschaftlich. Es ist eine Art "sinnliche Verzweiflung, jene Angst, die sich der Seele bemächtigt, wenn das Glück endet". Zu zweit Sie haben alle "ein verzweifeltes Verlangen nach Glück". Marianne verliebt sich in Antoine, der jedoch zunächst nicht so interessiert ist. Sie heiraten, wie ihre Freunde auch und bemerken schnell, dass die Leidenschaft, das Begehren erloschen ist. Sie sind "getrennt durch ihre Hoffnungen, ihr Bedauern, ihre Träume, doch vereint durch die Wärme ihrer Körper". Antoine hat schon bald mit Mariannes Schwester Evelyne eine Affäre, die tragisch endet. Auch Marianne ist desillusioniert und hat ihrerseits eine Affäre mit einem Jugendfreund. Sie beginnen zu streiten, Antoine stürzt sich in die Arbeit, die Kinder haben Angst vor ihm, sie sind nicht glücklich. "Wann würde man aufhören zu kämpfen, sich zu zerfleischen, und anfangen, einander Gutes tun zu wollen?" Doch eines Tages bemerkt Marianne, wie unglücklich Antoine ist, empfindet eine gewisse Solidarität mit ihm und stellt fest, dass sie zusammengehören. Es eint sie "der Schatten ihrer alten Liebe, die, genährt von Erinnerungen ... zuweilen aufblüht". Antoine und Marianne sind jung und haben "noch ein langes Leben vor sich ..., in dem der Platz für das Unerwartete, für neue Möglichkeiten beschränkt" ist. - Eine sehr genaue, desillusionierte Analyse einer Ehe. Die erst vor wenigen Jahren wiederentdeckte Autorin (1903 - 1942, ermordet im KZ Auschwitz) hat eine faszinierende Geschichte geschrieben, auch wenn sie nicht an manche ihrer Meisterwerke (Suite francaise, Der Ball, Meistererzählungen) herankommt. (Übers.: Susanne Röckel)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Zu zweit

Zu zweit

Irène Némirovsky
Knaus (2015)

255 S.
fest geb.

MedienNr.: 584065
ISBN 978-3-8135-0587-0
9783813505870
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.